Lowland Whisky? Richtig gehört, den gibt es auch! Kennst du Lindores, Lochlea, Clydeside und Lagg? Das sind schottische Destillerien, die für zwei Trends stehen: sie sind neu – erst nach 2005 errichtet – und sie liegen in den Lowlands. Diese bislang eher wenig beachtete schottische Whisky-Region erlebt seit einige Jahren eine Renaissance.
Lowland Whisky: Der Boom
Zu Beginn den 19 Jahrhunderts gab es 115 Destillerien in der Region und südlich von Glasgow und Edinburgh, 100 Jahre später waren es nur noch zwei, nämlich Auchentoshan und Glenkinchie.
Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. International gab es einen regelrechten Whisky-Boom. Zwischen 2018 und 2022 ist der Export von Scotch Whisky um 31 % gestiegen*. Insbesondere einige Länder Asiens, USA und EU erwiesen sich als Wachstumsmärkte.
In Folge der steigenden Nachfrage nach schottischem Whisky wurden in den vergangenen 20 Jahren 45 neue Destillerien gebaut. Von dieser Gründungswelle profitierten auch die Lowlands.
2005 wurde Daftmill, 2007 Ailsa Bay errichtet. In den Jahren 2014 bis 2022 wurden weitere 15 Destillerien in den Lowlands neu gebaut. Darunter auch Rosebank-Distillery, eine Ikone der schottischen Whisky-Geschichte.
Diese vielleicht bekannteste Lowland-Destillerie war lange geschlossen, bevor 2019 der Wiederaufbau startete. Bis die ersten Flaschen abgefüllt werden, wird es aber noch dauern. Erst im Juli 2023 wurden die ersten Fässer mit ‚New Spirit‘ gefüllt. Rosebank destilliert seinen Brand dreifach, so wie Auchentoshan-Distillery, die bisher als einzige dreifach destillieren.
Kreativ und nachhaltig: die jungen Lowland Whiskys
Insbesondere neue Destillerien widmen sich zunehmend den Fragen von Nachhaltigkeit und Regionalität. Da ist Lochlea, eine der jungen Destillerien, errichtet 2018, erste Single Malt-Abfüllungen 2022. Diese familiengeführte Destillerie setzt wie andere Neugründungen auch ganz auf erneuerbare Energien. Lochlea baut die Gerste selbst an und hat daher seine Abfüllung „Lochlea Our Barley“ genannt. Der Single Malt Scotch Whisky reifte in First Fill Bourbon Barrels, Oloroso Sherry Butts und aufbereiteten und geflämmten Barriques, abgefüllt mit 46%. Dadurch erhalten auch junge Whiskys eine komplexe Aromatik. Das Geschmacksprofil ist geprägt von Früchten, Getreide und Karamell. Ein junger, dennoch komplexer, großartiger Whisky. Preiskategorie: 48€.
Eine weitere Neugründung ist Lindores Abbey, errichtet 2017. Diese Destillerie wurde neben dem geschichtsträchtigen Kloster Lindores errichtet. Dort erhielt Bruder John Cor 1494 von King James IV den Auftrag, Aqua Vitae zu produzieren – das war die erste schriftliche Erwähnung von schottischem Whisky. Der Lindores MCDXCIV (1494) reifte in Bourbon sowie in Wein- und Sherryfässern. Entsprechend ist auch dieser junge Whisky von komplexer, fruchtiger Aromatik, 46% stark – ein empfehlenswerter, sehr guter Whisky. Preiskategorie: 45€.
Mehr über diesen Whisky-Boom, neue Destillerien, Perspektiven und Risiken in der nächsten Folge: „Lowland-Whisky Teil 2 – Ailsa Bay, Lagg und die Renaissance“.
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*Scotch Whisky’s Economic Impact 2022. Scotch Whisky Association 16.1.2024 (swa.org.uk). –
Malt Whisky Yearbook 2024.
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