Isle of Islay – das ist das kleine Juwel an der Südwest-Küste Schottlands. Mehrfach habe ich Islay bereist und präsentiere in dieser Serie die dortigen Distillerien mit ihren berühmten, meist rauchigen Islay-Whiskies. Heute: Kilchoman. Verkostet habe ich zwei Whiskies ihrer Whiskies.
Kilchoman 100 % Islay, 46 %
Bei diesem Whisky ist der Name Programm. Alle Rohstoffe, also Gerste, Torf, Wasser, stammen von der Insel selbst, und der Produktionsprozess findet ausschließlich auf dem Gelände der Distillerie statt. Den Rauchgehalt für diese Abfüllung gibt Kilchoman mit 20 ppm an.
Der Kilchoman 100% Islay hat eine strohgelbe Farbe. In die Nase spüre ich vor allem Zitrus- und Aprikosennoten sowie Vanille. Am Gaumen überzeugt mich dieser Whisky mit süßen Aromen von Pfirsich, eingelegten Rosinen und Toffee. Ich entdecke aber nur einen Hauch von Rauch. Auch im Abgang ist dieser Whisky vor allem fruchtig mit leichter Süße, der Rauch bleibt sehr mild.
Ein großartiger Whisky! Wer vor Islay-Whiskies zurückschreckt, weil sie oft sehr torfig sind, ist hier gut aufgehoben. Dies ist die maritime, fruchtige, fast rauchfreie Variante der Islay-Whiskies.
Aber der Preis: In meiner Bar habe ich noch die neunte Edition aus 2019 zum Preis von damals 70 €. Die aktuell 12. Edition aus 2022 gibt es zum Preis von 90 €! Die Preisentwicklung bei einigen Abfüllungen ist schon erstaunlich.
Kilchoman Sanaig, 46 %
Ganz anders der Sanaig, ebenfalls 46 %. Dieser Whisky reifte in ehemaligen Bourbon- und in Oloroso Sherryfässern. Den Rauchgehalt in der gemälzten Gerste gibt Kilchoman mit starken 50 ppm an. Damit sind Sherryanteil und Rauch deutlich intensiver.
Der Sanaig hat eine dunkle, rotgoldene Farbe. In der Nase und am Gaumen verspüre ich intensive Aromen von Rosinen, Birnen, Orangen und Torfrauch. Das Finale vereint Torfrauch, fruchtige Süße, Vanille mit Karamell und Würze. Dieser intensive und komplexe Geschmack wirkt lange nach. Ein wahrhaft excellenter Whisky. Er ist immer noch zu dem angenehmen Preis von ca. 50 € erhältlich. Sehr empfehlenswert!
Wer Gefallen an Kilchoman-Whiskies gefunden hat, sollte auch den „Machir Bay“ (Bourbon&Sherry-Casks, 50ppm Rauchanteil) oder „Loch Gorm“ (ausschließlich Sherryfass, 50ppm) probieren. Wichtig anzufügen: alle Kilchoman Whiskies sind nicht kühlgefiltert und nicht gefärbt.
Kilchoman Distillery
Kilchoman ist die jüngste Distillerie auf Islay, sie wurde erst 2005 als Familienunternehmen gegründet und ist auch heute noch in der Hand der Wills-Family. Errichtet auf einem alten Farmgelände, auf dem heute noch ein Teil der benötigten Gerste angebaut wird, bezeichnet sie sich folgerichtig als Farm-Distillery.
Sie ist stolz darauf, die einzige Distillerie in Schottland zu sein, die „from barley to bottle“ produziert, also jeden Produktionsschritt auf ihrem eigenen Gelände vollzieht: „We are very proud to have every stage of production at Kilchoman, from barley growing in the fields around the distillery to bottling on site“ (kilchomandistillery.com). Ein Besuch dieser im Westen der Insel gelegenen Distillerie lohnt sich sehr, man kann bei der Führung durch die Distillerie jeden Produktionsschritt sehen, vom Malting Floor, wo die Gerste ausgebreitet wird, bis zur Abfüllanlage. Und: es gibt ein sehr schönes Besucherzentrum mit kleiner, feiner Gastronomie.
Kilchoman, das Kleinod
Aufgrund ihres Erfolges hat das Unternehmen in 2019 seine Produktionskapazität deutlich erhöht auf ca. 650.000 Liter Alkohol. Damit bleibt sie dennoch die kleinste unter den acht Islay-Distillerien: klein, fein, Kilchoman. Eine beeindruckende Erweiterung der Palette an Islay-Whiskies, die eben nicht immer nur vom Torfrauch geprägt sind.
Na denn: Slainte Mhath!
In dieser Serie über Islay habe ich die Distillerien Laphroaig, Bruichladdich, Bowmore, Ardbeg, Lagavulin, Caol Ila, Bunnahabhain und Kilchoman vorgestellt (s. Kategorien/Islay-Serie). Das letzte Kapitel über weitere Neugründungen auf Islay und dessen Zukunft folgt in kürze hier an dieser Stelle.