Die meisten Distillerien lassen einige ihrer Single Malt Whiskies nach der Reifung im Eichenfass noch in einem Sherry- oder Weinfass nachreifen, sog. finishing. Diese Nachreifung verleiht dem Whisky zusätzliche Aromen und gibt ihm mehr Komplexität und Geschmackstiefe. Warum sollte man nicht einen guten Single Malt Whisky zu Hause nachreifen lassen können? Also habe ich mein Projekt „Finishing a Malt Whisky at home“ gestartet.
Zuerst habe ich ein Ein-Liter-Eichenfass mit einem kräftigen Rotwein gefüllt, um es mit Rotwein-Aromen vorzubelegen. Anschl. habe ich es mit verschiedenen Single Malt Whisky zwecks Nachreifung befüllt. Dabei habe ich vor allem klassische Bourbonfass gereifte Whiskies eingesetzt, einmal auch einen bereits red wine finished Whisky. Das letzte Experiment war die Nachreifung von rauchigen Whiskies (Smokehead + Lagavulin); das Ergebnis überzeugte mich mit seinen ausgewogenen Rauch- und Rotweinaromen sehr; diesen Whisky habe ich „Red Grouse“ genannt.
Nun, nach knapp einem Jahr Experimentierphase kann ich folgendes Fazit ziehen:
- das Finishing in einem mit Bordeaux-Rotwein vorbelegten Fass lohnt, es bringt tatsächlich komplexe, genussreiche Whiskies hervor; so entstehen individuelle, unverwechselbare Whiskies
- sichtbares Ergebnis: das mit Rotwein vorbelegte Fass gibt dem Whisky ein intensives, warmes Rot
- riech- und schmeckbar: die ergänzte Aromenpalette ist vielschichtig und umfasst Wein, rote Trauben, Fruchtkompott; die Nachreifung von rauchigen Whiskies sticht besonders hervor.
- Allerdings gab es auch Enttäuschungen: einmal habe ich zum Finishing einen Blend aus Laphroaig und Arran Amarone 10 Wochen lang nachreifen lassen. Das Ergebnis: zu holzig, stumpfe Weinaromen. Vermutlich war die Zeit im Eichenfässchen zu lang, zumal der Kontakt mit Holz in einem Ein-Liter-Fass sehr intensiv ist; und die Nachreifung eines bereits Rotwein geprägten Whiskies bringt keine interessanten Veränderungen mehr.
Insgesamt aber bin ich begeistert und werde mein „home-finishing“ mit Rotwein-Vorbelegung fortsetzen, Sherryfass gereifte Whiskies gibt’s ja schon genug. Für die künftige Produktion lege ich folgende, aus den Experimenten abgeleitete Kriterien zugrunde:
- fürs Rotwein-Finishing eignen sich besonders Bourbonfass gereifte oder torfige Whiskies
- sie sollten mind. 48% Alkoholgehalt haben
- bei Zweitbefüllung ist das Fass nicht mehr ausreichend aromastark; also: nach jedem Durchgang das Fass neu mit Rotwein für ca. 2- 3 Wochen befüllen
- eine Reifezeit von 4- max. 6 Wochen bringt die besten Ergebnisse
- nach der Abfüllung noch mind. 3 Wochen in der Flasche ruhen lassen.
Nach dieser ‚Anleitung‘ werde ich das home finishing fortsetzen. Die Idee, gute Malt Whiskies durch das „Finishing at home“ selbst zu veredeln, begeistert mich immer mehr. Das gibt Raum für kreative, individuelle Whiskies, die meine Bar bereichern und für eine Überraschung bei Tastings gut sind. Und bestimmt eignet sich die eine oder andere Abfüllung auch als Geschenk, z.B. ein „Red Grouse“ aus Alfreds Whisky Bar.
Na denn: Slainte Mhath!