Keine Frage: Whisky aus den Lowlands befindet sich im Aufwind. 17 neu gegründete Destillerien seit 2005, aktuell insgesamt 20 aktive Destillerien – das ist schon eine beeindruckende Entwicklung. Da sind kreative Neuschöpfungen entstanden. Aber: hat dieser Boom nicht auch eine Schattenseite? Hier ist Teil 2 über den Boom der Lowland Whiskies.
Whisky aus den Lowlands: Ailsa Bay Sweet & Smoke
Ailsa Bay Distillery wurde 2007 gegründet und hat bisher zwei Abfüllungen auf den Markt gebracht. Auch Ailsa Bay geht neue Wege: anders als die meisten Lowland-Whiskies ist er rauchig. Sein zweites Merkmal ist die Süße, geprägt von Vanille- und Karamell-Aromen, die von der Reifung in Weißeichenfässern stammen dürfte. Dieser Ailsa Bay schmeckt wie er heißt: Sweet & Smoke.
Innovativ sind auch seine neuen Maßeinheiten für Rauch und für Süße: 22 parts peat (gemessen im Destillat, nicht in der gemälzten Gerste) und 19 parts sweet. Dank der 48,9 % kommen diese Aromen zum kräftig und nachhaltig zum Ausdruck. Preiskategorie: 68€.
Lagg Corriecravie
Eine weitere junge Lowland-Distillery ist Lagg, die zweite Distillery auf der Insel Arran. Der Neubau begann 2017, im März 2019 erfolgte die erste Destillation. Ähnlich wie Ailsa Bay sind auch die Lagg-Whiskies torfig-rauchig, mit einem Torfgehalt von mindestens 50 ppm in der gemälzte Gerste.
Der Lagg Corricravie reifte zudem ein halbes Jahr in Oloroso Sherry-Fässern. Das spürt man in Nase und Geschmack. Zunächst dominieren Sherry-Noten, nach einiger Zeit intensiviert sich der torfig-erdige Geschmack. Dank der starken 55% sind diese Aromen sehr intensiv und vertragen ein paar Tropfen Wasser. Ein toller, langer Abgang verlängert den intensiven, mundfüllenden Geschmack. Preiskategorie: 60 Euro.
Ailsa Bay und Lagg sind zwei junge, kreative Destillerien. Ihre Whiskys sind eine gelungene Kombiniation aus Rauch und Süße. Beide schmücken jetzt meine WhiskyBar und ich empfehle sie gerne.
Whisky aus den Lowlands: Die Kehrseite des Booms
Dieser Boom von Whisky aus den Lowlands birgt allerdings auch seine Risiken. Immerhin haben die 17 neuen Distillerien die Produktionskapazität der Lowland-Distillerien um fast 23 Mio. Liter erhöht. Niemand kann vorhersagen, ob die Nachfrage auf dem heutigen Niveau bleibt, so dass sich diese Investitionen auch rechnen werden.
Schon einmal, Anfang der 1980er Jahre, wurde eine Reihe von Distillerien geschlossen. Berühmtestes ‚Opfer‘ war Port Ellen. Der Getränkekonzerne Diageo sah keine ausreichende wirtschaftliche Zukunft und schloss einige seiner Destillerien, darunter eben auch Port Ellen. Diese soll aber im Laufe des Jahres 2024 neu eröffnet werden.
Die gestiegene Nachfrage nach Scotch Whisky, insbesondere mit hoher Altersangabe, hatte zwei Folgen: Vielfach wurden die Preise deutlich angehoben. Und immer häufiger werden Abfüllungen ohne Altersangabe angeboten. Da alte Fässer nicht beliebig vermehrt werden können, müssen ältere mit jüngeren Whiskies verschnitten werden.
Auch die Auswirkungen des steigenden Whiskykonsums auf Landschaft und Energieverbrauch werden zunehmend kritisch betrachtet. Mehr darüber in der nächsten Folge: Der Whisky-Boom und seine Schattenseiten – die Whiskies auf Islay.
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Quelle: Malt Whisky Yearbook 2024. Hg.Ingvar Ronde