Bei meinen Tastings, insbesondere mit Einsteigern, versuche ich, Vielfalt und Bandbreite der Aromen und Geschmacksrichtungen schottischer Single Malt Whiskies zu vermitteln. Dazu erstelle ich vorab eine Tasting-Liste mit Whiskies, die diese Geschmackrichtungen repräsentieren (und natürlich aus meinem Barbestand stammen).
Beim letzten Tasting hatte ich zum „Kennenlernen“ viermal zwei Whiskies ausgewählt, je zwei aus den Segmenten Eiche, Sherry, Wein, Rauch. Auch bei dieser Verkostung sollten die Gäste lernen, worauf es beim Tasting ankommt: sich Zeit nehmen, den Whisky anschauen, Aromen mit der Nase entdecken, langsam über die Zunge fließen lassen, den Abgang wahrnehmen.
Erste Runde: Cardhu, 12 J., 43% und Balblair, 11 J., 46,0%: beide sind bekannte Highland Single Malts, im Eichenfass gerieft. Sie sind gut für Einsteiger in die Whisky-Welt und auch gut zum Tasting-Auftakt geeignet. Sie vermitteln den typischen Geschmack von Vanille sowie von süßen Früchten wie Birne, der Balblair auch von Orange und Zitrus. Cardhu steht für den gefälligen Einstieg, der Balblair ist dank der 46% kräftiger und nachhaltiger.
Zweite Runde: Für Whiskies mit Sherry-Aroma: Balvenie double wood, 12 j., 40,0% und Glenrothes Maker’s Cut, 48,8%. Beide erinnern an süße, in Sherry eingelegte Früchte. Auch hier zeigt sich: mehr Prozente bedeuten auch intensiveres Aroma, komplexer, weil Aromen von Orangen, Rosinen, Vanille hinzutreten. Erstmals kam an diesem Abend Begeisterung für schottischen Whisky auf.
Dritte Runde: Whiskies aus Weinfässern: Benromach Sassicaia, 8 J. 45,0%, dieser reifte in toskanischen Rotweinfässern, und Glenmorangie Nectar d’Or, 12 J, 46%, der lagerte in Fässern von französischem, süßen Weißwein. Die von dieser „Vorbelegung“ geprägten Aromen machten beide Whiskies auch an diesem Abend zu einem Genusserlebnis.
Vierte Runde: bei mir endet jedes Tasting mit rauchigen Whiskies, dieses Mal der Lagavulin, 16 J, 43,0%, und Kilchoman 100% Islay, 6 J., 50,0%. Der Lagavulin ist ein Klassiker unter den getorften Whiskies; Einsteiger lernen hier, dass rauchige Whiskies ein völlig anderes Geschmackserlebnis vermitteln als die zuvor verkosteten. Man muss die Rauchigkeit mögen, erstmal für sich entdecken, aber dann kann man sie so sehr schätzen wie ich das tue. Der Kilchoman gibt ein komplexeres Geschmackserlebnis aus Zitronenkuchen, Aprikosen, Vanille und natürlich Torfrauch. Sein Abgang: lang und intensiv. Das empfanden auch die Gäste an diesem Abend.
Dieses Tasting hat sein Ziel erreicht: vier Einsteiger haben Bedenken gegen Hochprozentiges abgelegt und Whisky-Sympathie entwickelt. Übrigens: „Whisky of the day“ wurde der Glenmorangie Nectar d’Or, dicht gefolgt vom Glenrothes Maker‘s Cut., aber auch der Balblair und der Kilchoman haben sehr überzeugt.
Na denn: Auf ein Neues! Und bis dahin: Slainte Mhath!