In der Reihe „Präsentation ausgewählter Whiskies“ stelle ich gerne aus meinem Barbestand Single Malt Whiskies mit besonderem Charakter vor. Heute möchte ich zwei untypische Islay-Whiskies vorstellen: die Sherry-Bomben von Bowmore und Bunnahabhain. Die Distillerien auf der Insel Islay sind ja berühmt für ihre torfigen, rauchigen Whiskies. Diese beiden zeigen: es geht auch mit wenig Rauch und ganz viel Sherry-Aromen.
Die Whiskies
- Bowmore Deep & Complex, 18 Jahre, 43 %, Reifung in Oloroso und Ximénez Sherry Fässern
- Bunnahabhain Mòine Oloroso, 60,1 % cask strength, un-chillfiltered, natural colour.
Der Bowmore
Der 18-jährige gehört zum Standardprogramm von Bowmore. Diesen habe ich bereits im Februar 2019 an dieser Stelle vorgestellt. Der 18 jährige Bowmore „Deep & Complex“ ist eine Travel Exclusive-Abfüllung, die ich im letzten Jahr auf der Fähre erwerben konnte. Er weist gegenüber dem ‚normalen‘ 18-jährigen weniger Rauchigkeit auf und ist zusätzlich zu den Olosoro-Fässern auch in Ximénez-Sherry-Fässern gereift.
In der Nase verspüre ich sofort deutliche Sherry Aromen, dunkle Schokolade und leichten, angenehmen Rauch.
Im Mund entwickelt sich intensive Fruchtigkeit, Aromen von süßen, eingelegten Rosinen, Toffee und Orangenschalen. Langsam tritt auch etwas Rauchigkeit auf.
Der Abgang ist würzig, lang und weist ein hohes Maß an Intensität und Balance auf.
Der 18 Jahre alte Bowmore, ob Standard oder dieser Deep&Complex, ist ein Whisky für Kenner und Liebhaber Sherry gereifter Whiskies. Sie zeigen, was Islay-Whiskies an geschmacklicher Tiefe leisten. Daher gehört dieser Bowmore auch zur Grundausstattung meiner Bar.
Der Bunnahabhain
Nach dem Bowmore habe ich diesen Bunndahabhain verkostet. Was für ein Erlebnis! Eine tolle Steigerung. Und wenn Intensität und Komplexität von Aromen je eine Bedeutung hatten: hier habe ich genau das erlebt.
In der Nase bereits unglaublich intensive Früchte, eingelegte Rosinen, Toffee und eine zarte Rauchigkeit.
Im Mund steigern sich die reichhaltigen Aromen auf dem Weg von der Zungenspitze zum Rachen. Die Aromen sind wie bei dem Bowmore wieder von eingelegten Früchten, Sultaninen, Sherry-Aromen – aber welche Komplexität, und auch eine zarte Rauchigkeit. Anklänge von Eiche und Zitrus, Wunderbare Komplexität und Intensität.
Und dann der lange Abgang. Der Mund bleibt lange voll von diesen Aromen. Eine Spur Rauch? Ja, doch, irgendwann spürt man ihn, muss ja auch, denn Mòine ist Gälisch und heißt Torf.
Meine Empfehlung
Ich empfehle nachdrücklich, beide zu verkosten, zuerst den Bowmore, dann den Bunnahabhain. Das ist ein eindringliches Geschmackserlebnis. Eine tolle Ergänzung zu all den bekannten Sherry-Whiskies aus der Speyside.
Und neuerdings immer dabei: mein treuer Begleiter, Robert the Whisky-Elk, kurz: Rob. Er ist das Sinnbild für jene Gelassenheit, die wir in Corona—Zeiten brauchen, und er ist Kumpel und Maskottchen in meiner Whisky-Bar.
Die Distillerien
Bowmore gehört zu der Gruppe Beam Suntory. Die Distillerie liegt auf der Insel Islay, direkt an der Ostküste. Wer mal auf Islay ist: eine Besichtigung von Bowmore lohnt allein wegen des wunderschönen Tasting-Rooms! Von dort hat man einen traumhaften Blick durch die hohe Glasfront auf’s Meer, auf Loch Indaal.
Eigentürmer von Bunnahabhain ist Distell International Ltd., wie bspw. auch von Tobermory auf Mull. Bunnahabhain ist die nördlichste der Islay-Distillerien, nahe Caol Ila. Leider ist der Mòine Oloroso nicht immer erhältlich. Aber wenn ihr ihn seht: er ist sein Geld wert!
Na denn: Slainte Mhath!