Bei Tastings in meiner Whiskybar biete ich meinen Gästen stets eine Auswahl unterschiedlicher Single Malt Scotch Whiskies an. Und dann wird gerochen und geschmeckt und gefragt: „Wie schmeckt dir dieser Whisky, ist dieser hier nicht fruchtiger, rauchiger, würziger als der erste?“ „Also ich fand ja den dritten viel intensiver!“ So entstand die Idee, das Tasting mit einer Punktwertung für die verkosteten Whiskies zu verbinden.
Nun, man kann zu fast jedem Whisky nachlesen, was andere Experten meinen oder wieviel Punkte die „Whisky-Bible“ vergeben hat. Aber spannender ist, selbst zu bewerten und zu vergleichen, am besten mit einem einfachen, anschaulichen Punktesystem.
Die neue Tasting List
Da ich die gängigen Geschmackskarten für nicht besonders gut geeignet hielt, habe ich entsprechend meiner 3-Themen-Strategie, beim Tasting zuerst Eichenfass gereifte Whiskies, dann Whiskies aus Sherry- oder Weinfass-Reifung und last but not least rauchige Whiskies anzubieten, die Tasting Card dreigeteilt kreiert. Diese habe ich beim letzten Tasting erstmalig eingesetzt.
Für jeden Whisky sollten Intensität und Komplexität auf einer Skala von 1 – 4 bewertet werden. Das hält Bewertung und grafische Darstellung übersichtlich. Dem dienten folgende Leitfragen:
- Wie intensiv rieche und schmecke ich die Hauptaromen (Eiche/Vanille; Sherry/Wein; Rauch)?
- Rieche und schmecke ich weitere Aromen, wie komplex ist das Aromenspiel, wie lang anhaltend das Finish?
Tasting and Rating: die erste Runde
Für dieses Tasting mit vier Gästen hatte ich neun Whiskies ausgewählt. Schon beim ersten, dem Dalwhinnie 15 Jahre, 43%, zeigte sich die Schwierigkeit einer einvernehmlichen Geschmacksbewertung. Besonders über die Komplexität wurde trefflich gestritten, wieviel an Orange, Frucht, Würze, Rauch, Heidekraut war zu schmecken? Aber letztlich konnten alle mit je 2 Punkten für Intensität und für Komplexität leben. Gesamturteil: ein hervorragender Whisky für Einsteiger_Innen.
Bewährt hat sich dieses Punktsystem vor allem bei den drei Whiskies mit Sherryfass-Reifung und den drei rauchigen. Mag der Einzelne auch mal einen Punkt mehr oder weniger geben wollen, die Unterschiede in Intensität und Komplexität der verkosteten Whiskies war unstrittig und spiegelten sich in dem Diagrammen zutreffend wieder.
Das Spiel geht weiter
Das Fazit an diesem Abend: Über Geschmack lässt sich trefflich streiten! Und das macht auch noch richtig Spaß! Nicht zu vergessen: Jeder lernt, bewusster zu schmecken und die Aromen zu beschreiben. Die Whiskies mit ihrer Vielfalt und Komplexität haben soviel Aufmerksamkeit und Würdigung verdient.
Die Tasting Card jedenfalls haben ihren ersten Test bestanden. Daher werde ich dieses „Spiel“ auf jeden Fall wiederholen. Auch beim nächsten Tasting werde ich mit meinen Gästen riechen und schmecken, diskutieren und bewerten. Und am Ende zeigen uns die Diagramme, welch tolle, unterschiedliche Whiskies wir vorkostet haben.
Meine Empfehlung: probierts mal selber aus! Das ist hoher Genuss gepaart mit Spassfaktor:
A splendid time is guaranteed for all!