Im ersten Teil des Berichtes über unsere 4-Männer Schottland-Tour 2017 habe ich von unserer Fahrt mit Auto und Fähre nach Newcastle und dann über die Insel Arran und über Campbeltown nach Islay und von der großartigen „Water to Whisky-Tour“ bei Laphroaig berichtet.
Am zweiten Tag unseres Islay-Aufenthaltes standen Bunnahabhain und Kilchoman auf dem Programm. Bei der Bunnahabhain Distillery hatten wir die „Dram Tour“ vorgebucht. Ich kann aus meiner Erfahrung nur dazu raten, Führungen und Tasting vorzubuchen, denn die Nachfrage ist erfreulicherweise groß und Touren daher oft ausgebucht.
Tour-Guide war eine junge Dame, die uns kenntnisreich die Geschichte von Bunnahabhain und den heutigen Produktionsprozess erläuterte. Hervorzuheben ist, dass Bunnahabhain Anfang der 1960er Jahre von peated auf unpeated Whiskies umgestellt hat und erst seit kurzem wieder etwa drei Monate im Jahr getorfte Whiskies produziert. Den Abschluss dieser Tour bildete das Tasting mit zwei Whiskies – bei Bunnahabhain immer ein Genuss. Schön, dass die Distillerien inzwischen die verkosteten drums für den Fahrer in kleine Fläschchen umfüllen; wer fährt kann so diesen Genuss am Abend nachholen.
Nachmittags waren wir dann bei Kilchoman (das c in diesem Namen bleibt stimmlos!). Kilchoman ist nach eigenem Bekunden die einzige Farm Distillery in Schottland, in jedem Fall die jüngste Distillery auf Islay. Sie wurde erst 2004 fertiggestellt und startete in 2005 mit der Produktion. Das Visitor Centre verfügt über ein Café, in dem auch verschiedene kleinere Gerichte angeboten werden.
In Kilchoman werden alle Produktionsschritte ausgeführt, also auch das Wässern und Mälzen der Gerste. Rd. 30% des Bedarfs an malted barley wird in der Distillery gemälzt, die übrige Teil kommt von Port Ellen, der 1984 geschlossenen Distillery auf Islay, die heute zum Mälzen von Gerste genutzt wird. Verwendet wird jedenfalls zu 100% Islay-Gerste. Das Trocknen der Gerste nach dem Mälzvorgang erfolgt über Torffeuer, so dass also alle Kilchoman-Whiskies einen gewissen Rauchanteil haben.
Kilchoman Distillery liegt im Westteil von Islay, nur wenige Autominuten von der Westküste entfernt. Dort gibt es wunderbare Strände, und wer wie wir das Glück hat, ausgesprochen sonnige Tage zu erwischen, sollte unbedingt einen Abstecher nach Saligo Bay oder Machir Bay machen. Die Strände und dazwischen die felsigen Küstenabschnitte sind atemberaubend, eindrucksvoll, faszinierend. Wir haben jedenfalls „the sunny and sandy beach of Saligo Bay“ genossen – Erholung pur, wie man sie in Schottland nicht unbedingt erwartet.
Auch der folgende Tag war wieder sonnig und warm und wir starteten vormittags zu einer Tour bei Bruichladdich. Diese Distillery wurde 1881 gegründet, ab 1995 war sie für 3 Jahre geschlossen. Bruichladdich verwendet noch sehr alte Behältnisse: die mash tun ist das gusseiserne Original von 1881, die Mühle, Fabrikat boby, ist von 1912. Die gemälzte Gerste wird angeliefert, aber künftig soll in einer neuen Mälzerei auch dieser Arbeitsgang „on site“ erfolgen. Alle Produktionsschritte erfolgen vor Ort, einschl. Abfüllung und Etikettierung der Flaschen. Unsere Tour Guide wies darauf hin, dass Bruichladdich dadurch 90 Menschen Beschäftigung bietet. An dieser Führung nahmen übrigens auch 3 Mütter und 5 Kinder im Kita-Alter teil. Das klappte sehr gut, diese Tour war die spielerische Variante der fachtechnischen Erläuterung einer Whisky-Produktion.
Neben der „Hausmarke“ Bruichladdich, in der Regel ungetorft, werden peated Whiskies unter der Bezeichnung „Port Charlotte“ abgefüllt. Zudem produziert Bruichladdich mit Octomore den am stärksten getorften Whisky Schottlands. Eine kleine Überraschung entdeckt der Besucher im Brennraum: dort sieht man eine wunderlich wirkende Brennblase, die „Ugly Betty“. Hierin wird mit Weizenkorn aus den Highlands Gin gebrannt.
Den Abschluss unseres Aufenthaltes auf Islay bildete am gleichen Nachmittag die Tour bei Bowmore. Für uns günstig gelegen, da diese Distillery fußläufig von unserem Cottage in dem Ort Bowmore liegt. Zum Abschluss der Distillery-Tour wird ein dram im tasting-room angeboten.
Wenn du jemals zur Bowmore Distillery findest, dann erlebe und genieße, auf einem Barhocker vor der Panoramascheibe des tastings rooms zu sitzen, einen dram bowmore whisky in der Hand, den Blick auf Loch Indaal – dieser Augenblick gräbt sich für immer in dein Gedächtnis ein!
Großartig auch: das Tasting nach der Tour in einem separaten Gebäude, an dem übrigens auch drei Besucher aus Australien und Hongkong teilnahmen. Wir durften 4 Bowmore-Whiskies verkosten und mit der jungen Dame fachsimpeln, die dieses Tasting kompetent und humorvoll leitete. Whisky hat jedenfalls in Schottland viele Freundinnen und Botschafterinnen.
Am nächsten Tag verließen wir Bowmore, dieses kleine, verträumte Hafenstädtchen mit dem Wahrzeichen der „Round Church“, die auf einem hoch gelegenen Platz liegt und wirklich kreisrund ist – „so the devil would find no corners to hide in“. Auf dem Weg nach Port Askaig hatten wir noch genügend Zeit, die großartige Kulisse der Ostküste zu bewundern. Nördlich von Ardbeg zeigt sich die Küste mit steilen Felsen, großartigen Buchten und kleinen Inseln von atemberaubender Wildheit, und wir haben sogar Robben gesichtet.
Anschließend fuhren wir mit der Fähre – immer noch bei tollem Wetter! – nach Kennacraig und dann mit dem Auto weiter nach Tyndrum, dort wo die Highlands beginnen, zu unserer vorletzten Übernachtung. In dem dortigen Tyndrum Inn serviert man das für meinen persönlichen Geschmack beste Haggis. Dieses wird mit Neeps and Tatties (Püree von Kartoffeln und Karotten) übereinander geschichtet und mit einer sehr schmackhaften, hellen Soße kredenzt. Try it – and enjoy your meal!
Der nächste Tag war ein Donnerstag. Unsere Tourplanung führte uns von Tyndrum nach Pitlochry. Diese Strecke ist unbedingt empfehlenswert, denn sie bietet eine reizvolle, typisch schottische Landschaft. Die Fahrt ging vorbei an malerischen Ortschaften wie Killin und Aberfeldy und vorbei an dem langestreckten Loch Tay. Weiden und Wiesen, Häuser und Brücken aus Naturstein, Naturparks und ausgeschilderte Wanderstrecken erfüllen alle Touristenträume von den Highlands. You’re welcome!
Als letzte Distillery dieser Tour besichtigten wir Aberfeldy, eine malerische Distille in dem schon erwähnten gleichnamigen Ort.
Das Sommerwetter blieb uns treu, und so konnten wir abends in Pitlochry vor dem Moulin Hotel im kurzärmligen Hemd sitzen und mit einem Bier den Daheimgebliebenen zuprosten und den „Whisky of the month“ genießen.
Die letzte Etappe ist Standard: Fahrt nach Newcastle upon Tyne, von dort mit der Nachtfähre nach Amsterdam und dann am Samstag zurück in unsere Heimatstadt Essen.
Das Fazit dieser Tour? Whisky und Schottland sind und bleiben unsere Leidenschaft. Die Vielfalt der Aromen im Whisky, diese mächtige und prachtvolle Landschaft, diese immer freundlichen Menschen begeistern. Und jede Distillery Tour zeigt auch neue Aspekte bei der Erzeugung von Whisky, jedes tasting bringt neue Nuancen des Geschmacks und ein „good dram of single malt whisky“ vor der Kulisse dieser lochs, Küsten und Landschaften – das ist ein Stück Lebensqualität!
Na denn: Slainte Mhath!